Crüwellhaus, Obernstr. 1
Im 19. Jahrhundert, bereits vor Beginn der deutschen Kolonialzeit, unterhielten Bielefelder Kaufleute Handelsniederlassungen in Übersee. Bielefelder Leinen wurde - z.B. über Amsterdam, Rotterdam oder Hamburg - exportiert, Tee, Kaffee, Tabak und viele andere Produkte mehr, importiert. Söhne angesehener Bielefelder Handelsfamilien, wie z.B. von Laer, Delius, Velhagen, Buddeberg, Bertelsmann und Wilmann arbeiteten in Handelsniederlassungen in Südostasien oder Lateinamerika.
Die Familie Crüwell, die dieses Haus im Jahre 1813 erwarb, produzierte bereits seit 1705 rauchfertigen Rolltabak. Hinter dem Haus mit dem reichverzierten, spätgotischen Sandsteingiebel wurde eine Cigarrenfabrik errichtet.
Zwei Brüder der Familie, Gottlieb Arnold Crüwell (1820-1877) und August Georg Crüwell (1827-1892) wanderten Mitte des 19. Jahrhunderts nach Ceylon aus und erwarben und verwalteten dort Tee- und Kaffeeplantagen.
Zigarrengeschäft Upmann
Am Markt 13 (Eckhaus zur Altstädter Kirchstraße, heute Hörgeräteakustik) befand sich das Zigarrengeschäft Upmann. Hier verkauften die Schwestern Upmann bis ca. 1875 Havanna-Import-Zigarren, die ihre über Bremen (Hermann Upmann & Co) nach Havanna ausgewanderten Brüder dort fabrizieren ließen.
Hermann und August Upmann hatten auf Kuba 1844 mit dem Verkauf und kurze Zeit später mit der Produktion von Zigarren begonnen. Sie erwirtschafteten ein Vermögen in Havanna. Die Zigarrenmarke H.Upmann gibt es bis heute, die Fabrik auf Kuba wurde 2003 geschlossen. In Bielefeld zeugte der Upmannstift am Johannisberg vom Reichtum der Upmanns; Hermann Upmann hatte ihn erbaut und der Stadt geschenkt. Ältere, unvermögende Bielefelderinnen konnten dort ihren Lebensabend beschließen.
Weiterführende Literatur:
Margrit Schulte Beerbühl/ Barbara Frey: Die H. Upmann Zigarre: Der Bielefelder Hermann Dietrich Upmann und die Schaffung einer Weltmarke, in: Johannes Altenberend/ Reinhard Vogelsang (Hg.), Forschen – Verstehen – Vermitteln. Festschrift zum 100. Jahresbericht des Historischen Vereins für die Grafschaft Ravensberg, Bielefeld 2015, S. 243-276.
Barbara Frey: Respekt, Ehre, Verdienst? Die Upmanns - Geschichte eines globalen Familienunternehmens. Unterrichtsbausteine für den Geschichtsunterricht in der Sek 1. Erschienen in: Unterrichtsmaterialienreihe 'Wissen um globale Verflechtungen', Center for InterAmerican Studies (CIAS), Universität Bielefeld, 2019.
Haus Rathausstr. 2
Das Haus Rathausstr. 2 (Eckhaus zum Alten Markt, heute Juweliergeschäft) gehörte einst dem Korbwarenfabrikanten C.W. Bock. Sein Sohn Otto Bock (1879-1958) besaß von 1906-1918 eine Kokospalmenplantage auf der Insel Kili in der Südsee (Marschall-Inseln).
Weiterführende Literatur:
Barbara Frey: Ein Bielefelder in der Südsee - Otto Bock (1879-1958),
in: 101. Jahresbericht des Historischen Vereins für die Grafschaft Ravensberg, Bielefeld 2016, S. 103-118.
Fortsetzung Stadtrundgang:
Seitlich am Crüwellhaus vorbei geht es durch die Piggenstraße zur Welle.