Foto: B. Frey

 

Gegenüber der Süsterkirche steht in der Ritterstraße das

Kiskerhaus

Bielefelder Bürger wanderten in die Kolonien aus, um sich dort eine neue Existenz zu erarbeiten. Sie gaben sich dem Pioniergedanken hin, die "öde Wildnis" fruchtbar zu machen. Dies ging jedoch nicht immer ganz reibungslos vonstatten.

Ein Enkel des Firmengründers A.W. Kisker, der studierte Kunstgeschichtler Hans Kisker (1888-1972), wanderte 1912 nach Deutsch-Südwestafrika aus, um dort als Siedler sein Glück zu versuchen. Die Anfänge seiner Bemühungen beschreibt der völkisch-reaktionäre Schriftsteller Hans Grimm ("Volk ohne Raum") in seiner Novelle: "Hans Kiskers Anfang in Südwest". (in: Das Deutsche Südwester Buch, Lippoldsberg 1929)

Kisker, der sich zwischenzeitlich auch als Chefredakteur der "Allgemeinen Zeitung" in Windhoek und als Lehrer an der Deutschen Oberrealschule in Windhoek versucht, wanderte in den 1930er Jahren nach Angola weiter, wo er bis zu seinem Lebensende eine Farm betrieb.

Anlässlich eines Aufenthaltes in Bielefeld erörterte er in einer Feierstunde des Frauenverbundes der Deutschen Kolonialgesellschaft das Thema "Das Deutschtum in Afrika" Bei einem weiteren Deutschlandaufenthalt im Jahre 1937/38 sprach er im Reichskolonialbund über "Deutsche Arbeit in Angola". (Westfälische Zeitung vom 21.3.1935 und Zeitungsartikel o.A. vom 12.11.1937, Stadtarchiv Bielefeld, Westermann Sammlung, Band 46)

 

Weitere Bielefelder Auswanderer in die Kolonien:

Ludwig Cramer (1866-1917), Sohn des Bielefelder Königlichen Baurats Ludwig Karl Cramer, wanderte 1906 nach Deutsch-Südwestafrika aus, nachdem er sich in Hamburg im Kaffeehandel verspekuliert hatte. Aus "Erziehungsgründen" misshandelte er auf seiner Farm mehrere seiner Arbeiter. 1913 wurde er vom Obergericht in Windhoek "wegen gefährlicher Körperverletzung in Tateinheit mit Nötigung, begangen an Eingeborenen zu vier Monaten Haft und 2700 Mark Geldstrafe" verurteilt. Seine Frau, Ada Cramer, fühlte ihren Mann ungerecht behandelt und schrieb eine Rechtfertigungsschrift: Weiß oder Schwarz. Lehr- und Leidensjahre eines Farmers in Südwest im Lichte des Rassenhasses (Berlin 1913). Sein Bruder Otto, der als Rechtsanwalt bei Dürkopp in Bielefeld tätig war, reiste zu seiner Verteidigung aus Bielefeld an.
Das Verfahren um Ludwig Cramer ging nach dem Ersten Weltkrieg in das Blue Book der Engländer ein und sein Fall wurde als einer der Beweise für die Unfähigkeit der Deutschen angeführt, Kolonien zu verwalten.

 

Weiterführende Literatur:

Frey, Barbara: Der Fall Cramer, in: Ravensberger Blätter, Organ des Historischen Vereins für die Grafschaft Ravensberg e.V., Bielefeld 2011, Heft 2, S. 40-53

 

Fortsetzung Stadtrundgang:

Über Ritterstraße und Niedernwall zum Jahnplatz. Dort weiter durch die Friedrich-Verleger-Straße zum Kesselbrink. An der nordöstlichen Begrenzung des Platzes steht zwischen Van-Randenborgh-Weg und August-Bebel-Straße die Restetruhe. Dort stand früher der Veranstaltungsort Kyffhäuser.

Veranstaltungen

Weltnacht Festival Bielefeld 2006