Foto: B. Frey

Süsterkirche

In der Süsterkirche erinnert links neben dem Eingang in den Kirchenraum eine Gedenktafel an das Gemeindemitglied Alfred Tiemann (1884-1905), der als Reiter der Schutztruppe während des Herero-Krieges in Deutsch-Südwestafrika (1904-1907) fiel.

1904 hatten sich die Khoikhoi und Herero unter Samuel Maharero in Deutsch-Südwestafrika gegen die Kolonialherren erhoben. Der Krieg wurde von deutscher Seite aus mit äußerster Grausamkeit geführt.

Generalleutnant von Trotha erließ am 2. Oktober 1904 folgenden Schießbefehl an seine Truppen:
"Ich nehme keine Weiber und Kinder mehr auf, treibe sie zu ihrem Volke zurück oder lasse auf sie schießen. Dies sind meine Worte an das Volk der Hereros.
Der große General des mächtigen deutschen Kaisers."

 

Etwa 75.000 Herero wurden durch deutsche Truppen umgebracht, Überlebende wurden in die Omaheke-Wüste getrieben, wo sie elendiglich verdursteten. Die wenigen Überlebenden wurden in Sammellagern zusammengetrieben.

Foto: B. Frey

Für den Krieg in Deutsch-Südwestafrika meldeten sich viele Deutsche freiwillig zum Einsatz in der Kolonie. Tiemann war nicht der einzige Bielefelder, der seine Abenteuerlust und Kriegsbegeisterung mit dem Leben bezahlte. Auf dem Friedhof Heepen steht ein Gedenkobelisk für Bodo von Ditfurth, der ebenfalls in Deutsch-Südwestafrika fiel.

 

Weiterführende Literatur:

Frey, Barbara: Ehrendes Andenken? - Epitaphe für Soldaten der Kaiserlichen Schutztruppe in Bielefelder Kirchen. In: 105. Jahresbericht des Historischen Vereins für die Grafschaft Ravensberg, Bielefeld 2020, S. 159-186.

"Neue Wege" in der Süsterkirche

Am 1. September 2019 wurde in der Süsterkirche das Denkmal "Neue Wege" des Künstlers und ArchitektenThomas Kesseler eingeweiht. Der Brief einer Schülerin gab den Anstoß für die Evangelisch-Reformierte Kirchengemeinde Bielefeld. Hatte sie doch gefragt, wie sich wohl ein Angehöriger der Herero fühlen würde, wenn er die die Kolonialzeit verherrlichende Gedenktafel in der Süsterkirche entdecken würde.
Bei der Umgestaltung blieben die Tafeln der Kriegerdenkmäler im Eingangsbereich der Süsterkirche alle sichtbar und die Inschriften lesbar, jedoch ermöglichen davor montierte verschiebbare Glasplatten eine andere Sicht auf die Gedenktafeln: Der Blick soll geschärft, der Betrachtende zum Nachdenken über Krieg und Gewalt angeregt werden. Auf einem Teil der Glasplatten kann in dunkles Gewölk das Chaos, das ein Krieg hervorruft, hineininterpretiert werden. Die Botschaft „Friede auf Erden“ ist, neben anderen Begriffen wie „Schlachtaufmarsch“ oder „Versöhnung“, an verschiedenen Stellen auf die Glasplatten aufgebracht. In zwölf Sprachen wird der Opfer dieser Kriege gedacht, an denen die auf den Denkmälern namentlich aufgeführten Soldaten beteiligt waren. Auch in Otjiherero und Khoekhoegowar, der Sprache der Nama.
https://www.reformierte-gemeinde-bi.de/neue-wege/
Film zum Denkmal "Neue Wege": https://www.youtube.com/watch?v=mhhPkk18TvM&feature=youtu.be

Fortsetzung Stadtrundgang:

Dem Ausgang der Süsterkirche gegenüber steht das Kiskerhaus.

Veranstaltungen

Weltnacht Festival Bielefeld 2006