Reis oder Oryza Sativa (Kopie 1)

Reis gehört zu der Grasgattung Oryza und trägt den Wissenschaftlichen Namen Oryza sativa. Der Reisanbau hat eine lange Geschichte, wurde doch der erste Reis 5.000 Jahre vor Christus in Südchina angebaut und verbreitete sich über ganz Asien und Afrika. Seid den Feldzügen von Alexander dem Großen im 4 Jahrhundert vor Christus wurde der Reis weiter im nahen Osten und im Mittelmeerraum verbreitet. Später wurde der Reis auch auf dem amerikanischen Kontinent heimisch. Durch die lange Tradition ist Reis in vielen Ländern zu einem Bestandteil des Kulturgutes geworden. Heute ernährt der Reis etwa 3 Milliarden Menschen weltweit.

Da Reis relativ anpassungsfähig ist, kann er nahezu auf der ganzen Welt angebaut werden. Obwohl die Pflanze auch in Höhenlagen wächst, bevorzugt sie warmes und feuchtes Klima. Die Reispflanze benötigt zum Wachsen viel Wasser. Grundsätzlich wird zwischen Nassanbau und Trockenanbau unterschieden.

Reis (Foto: Welthaus Bielefeld)
Verschiedene Reissorten (Foto: Welthaus Bielefeld)
Wo wird Reis angebaut? (Foto: Welthaus Bielefeld)
Reissack mit verschiedenen Reissorten (Foto: Welthaus Bielefeld)

Nassanbau erfolgt in Überschwemmungsgebieten von Flüssen oder bewässerten Terrassen. Es gibt sogar Reissorten, so genannter Treibreis, der im tiefen Wasser gedeiht. Beim Nassanbau können die Bauern bis zu 3 Mal im Jahr ernten.

Trockenanbau ist von natürlichen Niederschlägen abhängig. Das Regenwasser wird aufgestaut, um es während der Vegetationsperiode zu halten.

In vielen asiatischen Ländern herrscht noch der traditionelle Anbau durch KleinbäuerInnen. Die Feldbestellung und Ernte wird zu großen Teilen noch per Hand und mit Hilfe von Ochsen erledigt. Durch das Vorziehen von Setzlingen und das Unkraut jäten von Hand fällt wesentlich mehr Arbeit an, als beim mechanisierten Anbau. Wird auf Dünger und Pestizide verzichtet, können in den überschwemmten Feldern auch Fische und Krebse gezüchtet werden. Zusammen mit angebautem Gemüse dienen diese einer ausgewogeneren Ernährung der KleinbäuerInnen.
Beim mechanisierten Anbau wird die Saat mit Hilfe von Flugzeugen auf das Feld gebracht, auch das Ernten und Verarbeiten erfolgt maschinell.

Es gibt eine sehr große Vielfalt an unterschiedlichen Reissorten. Nach Schätzungen werden in Asien etwa 140.000 verschiedene Sorten angebaut. Diese große Diversität entwickelte sich durch Reiszüchtungen, die auf die jeweiligen Standortbedingungen optimal angepasst sind. Grob unterteilen kann man den Reis in Indica (Langkornreis), Japonica (Rundkornreis) und Duftreis.

Je nach Verarbeitungsgrad unterscheidet man Paddyreis, der Reis noch mit Spelze, weißen Reis, also geschälten Reis oder Vollreis. Beim Vollreis bleibt das Silberhäutchen, welches das Korn umhüllt erhalten und lässt den Reis dunkler erscheinen. Eine weitere Möglichkeit ist es das Silberhäutchen unter Druck in das Innere des Reiskorns zu pressen. Der Reis heißt dann Parboiled Reis.

Seit der Grünen Revolution in den 1970er Jahren wurden vermehrt Hochertragssorten, Dünger, Pestizide und Bewässerungstechnik eingesetzt. So konnten die Erträge gesteigert werden. Negative Auswirkungen waren beispielsweise gesundheitliche Schäden durch Pestizide, Resistenzbildung, Versalzung und Auslaugen der Böden sowie Sinken des Grundwasserspiegels. Fische konnten in den überdüngten und mit Pestiziden verseuchten Feldern nicht mehr leben. Auch Soziale Probleme hatte die Grüne Revolution zur Folge. Die Hochertragssorten, Dünger und Pestizide mussten von den BäuerInnen für geliehenes Geld gekauft werden. Blieben die Erträge dann hinter den Erwartungen zurück, konnten vorher aufgenommene Kredite nicht zurückgezahlt werden. Zum Teil sahen die BäuerInnen keinen anderen Ausweg als Landverkauf oder sogar Selbstmord.

Heute gibt es Initiativen wie z.B. MASIPAG auf den Philippinen, die den BäuerInnen Alternativen aufzeigen. Durch eine Rückbesinnung auf indigene Reissorten, sowie durch Schulung und Vernetzung der KleinbäuerInnen gelingt es ähnliche Erträge wie durch Hochleistungssorten zu erzielen.

Neue Schwierigkeiten bekommen die BäuerInnen durch Saatgutpatente. Rechtliche Grundlage ist hier das WTO-Abkommen TRIPS. Konzerne können für Reiszüchtungen und entdeckte Gensequenzen Patente beantragen, die die freie Nutzung durch KleinbäuerInnen einschränken. Das Patentieren von traditionellen Sorten wird als Biopiraterie bezeichnet.

Eine Chance auf höhere Erträge wird in neuen, durch gentechnische Verfahren hergestellte Reissorten gesehen. Zu unterscheiden ist hier die durch gentechnische Verfahren schnellere und geplante Zucht von neuen Sorten sowie das Einbringen von artfremden Gensequenzen, beispielsweise um Pestizidresistenzen zu erzeugen. Gerade letzteres ist stark umstritten, da Auswirkungen auf Mensch und Umwelt nicht bekannt sind. Problematisch ist, dass gentechnisch veränderter Reis und indigene Sorten sich auf natürlichen Weg kreuzen können. Unklar ist in wie weit BäuerInnen dann Patentrechte verletzen würden und entsprechend dafür zahlen müssten. Auch bei Nutzung gentechnisch hergestellter Sorten besteht die Gefahr, dass die höheren Preise für Saatgut in eine Schuldenfalle führen können.

Quellen: GEPA INFO-Dienst: Faire Reistage 1/2000. Misereor-Lehrerforum Nr. 49. Misereor "Reis ein kleines Korn ernährt die Welt". 2000

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