Foto: Bielefeld postkolonial

Karl-Peters-Straße

In Bielefeld-Stieghorst wurde 1963 eine Straße nach dem "Afrikaforscher" Karl Peters (1856-1918) benannt. Afrikaforscher - eine euphemistische Umschreibung für den Mann, der mit Betrug und Gewalt weite Teile des Gebietes des späteren Deutsch-Ostafrikas erwarb. 1885 erlangte er für diese Gebiete kaiserlichen Schutz, das von ihm eroberte Gebiet wurde zur deutschen Kolonie. Aufgrund seines brutalen Vorgehens wurde er von den Einheimischen als "Mkono wa damu" - der Mann mit den blutigen Händen - bezeichnet. 1897 entließ der Reichstag ihn wegen zweifachen Mordes aus seinem Amt als Reichskommissar für das Kilimandscharogebiet. Peters wurde von den Nationalsozialisten rehabilitiert und als 'größter deutscher Kolonialpionier' gewürdigt.

Zahlreiche Straßen in der Bundesrepublik trugen seinen Namen - in vielen Städten gab es lange Diskussionen um die Umbenennung. So auch in Bielefeld:

Im Jahre 1988 wurde eine erster Umbennungsantrag abgewiesen. Nach wiederholten Bürgerprotesten ab 2001 beschloss die zuständige Bezirksvertretung im Juni 2008, die Straße - gemäß dem Vorschlag der AnwohnerInnen - dem Jura-Professor und Strafrechtsreformer Karl Peters (1904-1998) zu widmen. Da dieser jedoch aufgrund seiner NSDAP-Mitgliedschaft als Namenspatron einer Straße fragwürdig ist, wurde die Straße im September 2008 dem politisch unverfänglichen und bis dato unbekannten Bielefelder Industriellen Carl Peters (1843-1922) gewidmet.

 

Zum Weiterlesen:

Freedom roads" Koloniale Straßennamen - postkoloniale Erinnerungskultur

 

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